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20.05.2016
Länder- und Branchenbewertungen, Pressemeldung

Versinkt Brasilien im Sturmtief?

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Brasilien taumelt in einem heftigen Sturm. Schon die andauernde politische Krise und tiefe wirtschaftliche Rezession ließen die Zuversicht zusammenbrechen. Jetzt wurde das Ganze noch getoppt durch das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff. Vor 2017 ist nicht mit einer Erholung der Wirtschaft zu rechnen. 2015 sank die Wirtschaftsleistung um 3,8 Prozent, in diesem Jahr dürfte es mit dem BIP weiter nach unten gehen.

 

Am 12. Mai 2016 musste Präsidentin Dilma Rousseff ihren Amtssitz verlassen, nachdem der Senat für ein Amtsenthebungsverfahren gestimmt hatte. Das Verfahren wird mit Verstößen gegen Finanzgesetze begründet, nachdem finanzielle Unregelmäßigkeiten bekannt geworden waren.
Die “Autowäsche” brachte den Aufstand gegen die Regierung ins Rollen. Die Ermittlungen richteten sich gegen einige der wichtigsten Manager und Politiker Brasiliens und begründeten den Verdacht, dass mit dem Geld des Energiekonzerns Petrobras politische Kampagnen finanziert und politischer Einfluss im Kongress erkauft wurden. Auch persönliche Bereicherung war wohl im Spiel. Fest steht, dass Petrobras 2014 rund 6,2 Milliarden Real (ca. 2,3 Mrd. US-Dollar) in der Bilanz abgeschrieben hat. Das entspricht 0,1 Prozent des BIP Brasiliens. Wie die Car-Wash-Ermitlungen aufdeckten, war das Geld in Korruptionskanäle geflossen.

 

Eine Wirtschaft vor dem Kollaps
Wirtschaftlich betrachtet war 2015 mit minus 3,8 Prozent Wachstum das schlechteste Jahr seit 1990. In keinem Punkt hat das Land wirkliche Fortschritte erreicht. Die Inflation stieg auf 10,7 Prozent, nachdem die administrierten Preise angehoben wurden und die Währung stark abgewertet hat. Damit lag die Preissteigerungsrate deutlich über den anvisierten 4,5 Prozent. Geldpolitische Maßnahmen griffen nicht, die Staatsverschuldung stieg ebenso weiter wie das Haushaltsdefizit. Coface hat Brasilien in der Länderbewertung schon im September 2015 von A4 in B herabgestuft. Im Januar erfolgte eine weitere Herabstufung in C. Bei den drei großem Ratingagenturen hat Brasilien nur noch Ramsch-Status.

 

Branchenrisiken steigen weiter
Die Insolvenzen haben als Effekt auf die Car-Wash-Aktionen und aufgrund der anhaltenden Rezession ein Rekordhoch erreicht. 2015 fielen 1287 Unternehmen unter das Chapter XI in Brasilien, das sind im Jahresvergleich 55 Prozent mehr. Im ersten Quartal 2016 wurden bereits 409 Anträge gestellt, plus 114 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Damit dürfte sich der Negativtrend in diesem Jahr noch beschleunigen. Die Industrieproduktion verlangsamt sich nun 24 Monate in Folge. In zwölf Monaten bis Februar 2016 betrug der Rückgang 9 Prozent, eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Die Bevölkerung ist nicht bereit zu konsumieren, da sich die Arbeitsmarktsituation stark verschlechtert hat. Und die Unternehmen investieren wegen der unsicheren Perspektiven nicht.

Das Krisenszenario schlägt auf die wichtigsten Branchen durch und führt zu mehr Insolvenzen. Im Coface-Branchenbarometer sind die wichtigsten Branchen in der Bewertung “hohes Risiko”. Die Situation ist weiter besonders schlimm für den Bausektor, Automobil und Stahl. Hier lautet die Coface-Bewertung „sehr hohes Risiko“.

 

Mehr zur politischen und wirtschaftlichen Situation in Brasilien im neuen Coface Panorama.

Presseveröffentlichung herunterladen : Versinkt Brasilien im Sturmtief? (356,30 kB)

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Erich HIERONIMUS

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