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21.11.2018
Länder- und Branchenbewertungen, Pressemeldung

KMU in China unter Druck

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Risiken in der chinesischen Wirtschaft werden für gewöhnlich mit großen staatlichen Unternehmen oder großen privaten Konglomeraten in Verbindung gebracht. Dabei dürfen aber die Probleme der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nicht außer Acht gelassen werden. Die KMU kämpfen um Finanzierungen für ihr Working Capital und langfristiges Wachstum. Das Umfeld mit einem schwelenden Handelskrieg mit den USA und sich drastisch verschlechternden Finanzierungbedingungen macht es ihnen nicht leicht. Angesichts ihrer Bedeutung für die chinesische Wirtschaft ist davon auszugehen, dass die Politik Schritte unternimmt, um die KMU nicht aufs Abstellgleis geraten zu lassen. Dazu könnten einige Maßnahmen beitragen: finanzpolitische Anreize, vorsichtige und realistische Regulierung der Schattenbanken, stärkere marktkonforme Zinsen und Anreize für adäquates Risikomanagement.

 

KMU erleben im ersten Halbjahr 2018 härtere Finanzierungsbedingungen
Kleinere und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der chinesischen Wirtschaft: Sie machen 97 Prozent der Unternehmen aus, erwirtschaften 60 Prozent des BIP und stellen 80 Prozent der Arbeitsplätze in den Städten. Sie sind besonders stark in den verarbeitenden Gewerben sowie im Groß- und Einzelhandel. Entsprechend groß ist die Gefahr, wenn diese Sektoren von zunehmendem Gegenwind erfasst werden. Im verarbeitenden Gewerbe sind bereits Bereiche von den US-Zöllen Im Handelsstreit zwischen den USA und China betroffen. KMU in diesen Sektoren bekommen Probleme, die steigenden Kosten zu kompensieren, was wiederum zu höheren Kreditrisiken führt. Auch viele Unternehmen im Großhandel und im Einzelhandel stehen vor dem Problem steigender Kosten, die auf die Gewinne drücken. Zugleich müssen die Firmen mit einem restriktiveren Finanzierungsumfeld zurechtkommen.

 

Der hohe Verschuldungsgrad und die Fehlleitungen von Kapital sind zu Risiken für das Wachstum der Wirtschaft geworden. Die Politik ist sich dessen sehr bewusst. Seit dem ersten Halbjahr 2018 hält die Regierung Unternehmen dazu an, sich von riskanten alternativen Finanzierungen über so genannte Schattenbanken zu lösen. Auch wenn diese Schattenbanken sich eher am Rand des Regulierungsrahmens bewegen, sind sie doch eine bedeutende Finanzierungsquelle für die chinesischen KMU. Ein hartes Durchgreifen gegen diese Form der Finanzierung hätte einschneidende Folgen für ohnehin angeschlagene Firmen. Nur noch 20 Prozent der Kredite von Banken gingen im ersten Halbjahr 2018 an KMU. In den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren es noch 30 Prozent. Dabei ist der Zugang zu Working-Capital-Krediten noch schwieriger geworden als zu normalen Krediten. Die Banken sehen darin ein höheres Risiko, ihr „Risikoappetit“ ist gering.

 

Ein nicht so negativer Blick auf die Schattenbanken könnte Druck von den KMU nehmen

Die Politik in Peking hat die striktere Finanzpolitik wieder etwas gelockert und die Regulierer bekunden ihre Unterstützung für die KMU. Dies reicht aber nicht aus, um die Unsicherheit in diesem wichtigen Wirtschaftssegment zu beseitigen, da die Banken wahrscheinlich an ihrer Kreditvergabepolitik gegenüber privaten Unternehmen mit schwachen Sicherheiten festhalten werden. Hinzu kommen Vergaberestriktionen an Unternehmen, die mit Partnern in den USA Geschäfte machen.

 

So würde derzeit ein etwas weniger kritischer Blick auf die Schattenbanken helfen, Druck von den KMU zu nehmen. Diese Institute liefern, was der offizielle Bankensektor nicht leisten kann, will oder darf. Ein Schritt in Richtung flexiblere Zinsen würde zusätzlich helfen, Hürden zu überwinden, die sich vor den KMU aufgebaut haben und deren externe Finanzierung erschweren.

 

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