News, Publikationen & Events
13.08.2013
Wissen, Spezial

Risikomanagement als Kernaufgabe

Risikomanagement als Kernaufgabe
„Kreditversicherer verursachen Insolvenzen, weil sie Limite streichen.“ Ein Vorwurf, der durch Wiederholung nicht richtig wird.

Den Kunden beliefern. Die Rechnung stellen. Aufs Geld warten. Kommt keins, den Ausfall der Versicherung melden. Die Schadenzahlung verbuchen. Die nächste Lieferung losschicken. Kann das funktionieren? Folgt man dem noch immer verbreiteten Verständnis einer Kreditversicherung als reiner Schadenversicherer, sollte man meinen: Ja.

 

Viel mehr als versichern

Dabei liegt es auf der Hand, dass es eben nicht so geht. Denn dann wäre der Versicherer Geldgeber für Lieferant und Abnehmer. Ein Kreditversicherer ist aber seinem Kunden verpflichtet. Seine wichtigste Funktion ist es dabei nicht, Ausfälle zu kompensieren. Das geschieht selbstverständlich, wenn es trotz Risikoanalyse zu Forderungsausfällen kommt. Viel wichtiger aber ist die Schadenverhütung durch aktives Risikomanagement. „Geschäfte sicher entwickeln. Ausfälle vermeiden. Wachstum sichern. Das ist unser Job. Viel mehr als versichern.“ So lautet nicht von ungefähr der Text in der Imageanzeige von Coface in Deutschland.

Handeln statt warten

Risiken managen. Das heißt handeln, wenn die Analyse ergibt, dass sich Risiken deutlich erhöhen und Ausfälle drohen. Die Stellschraube dafür ist das Limit, das der Kreditversicherer für Lieferungen oder Dienstleistungen seines Kunden an dessen Kunden übernimmt. Limite werden nicht willkürlich festgelegt, reduziert oder ausgeschlossen. Sie basieren auf der Kreditprüfung, der laufenden Bewertung der Bonität und Liquidität des Abnehmers. Ist das Zahlungsproblem gravierend oder die Insolvenz vorhersehbar, dann muss der Versicherer agieren. Dazu zählt als letzter Schritt auch der Ausschluss vom Versicherungsschutz. Damit werden keine neuen Limite mehr gezeichnet. Alle bis dahin in Deckungsschutz genommenen Lieferungen bleiben versichert. Beim tatsächlichen Zahlungsausfall greift die zweite Komponente im System des Kreditversicherung: die Versicherungsleistung, die Schadenzahlung.

Ursache und Wirkung?

Der Ausstieg des Kreditversicherers aus einem Engagement ist nur ein Mosaikstein im Gesamtproblem einer Insolvenz. Die tatsächlichen Ursachen liegen woanders. Der Ausschluss erfolgt in der Regel am Ende der Kette. Und deshalb wird der Kreditversicherer oft als Verursacher gesehen - wenn es nicht die Bank ist, die keinen Kredit mehr gibt. Der Versicherungsnehmer erhält durch die Limitentscheidungen eine klare Position seines Versicherers zum konkreten Risiko. Daraus zieht er seine Schlussfolgerungen: Ebenfalls aussteigen und nicht mehr liefern? Andere Zahlungskonditionen verlangen? Oder das Risiko selbst tragen? Der Abnehmer kann selbstverständlich weiter beliefert werden. Der Kreditversicherer sagt lediglich, dass er das Risiko aufgrund seiner Informationen nicht mehr mittragen kann. Wenn der Abnehmer solvent und liquide ist, kann es ihm eigentlich egal sein, ob sein Lieferant kreditversichert ist. Er könnte ja bezahlen, unabhängig von einer Absicherung seines Lieferanten. Deshalb greift auch der zuletzt gehörte Vorwurf, ein Unternehmen sei in Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit geraten, weil es keine Ware mehr bekomme oder nur zu erschwerten Bedingungen, viel zu kurz. Die Probleme einer Insolvenz sind tiefer und vielschichtiger.

Verantwortung auch für Abnehmer?

Coface sieht durchaus eine Verantwortung für die Kunden der Versicherungsnehmer. Deshalb steigen wir nicht beim ersten Anzeichen einer Schwäche konsequent aus, sondern agieren schrittweise und suchen mit anderen Beteiligten nach Lösungen. Im Vordergrund steht aber ganz klar das Wohl des Versicherungsnehmers. Der Kreditversicherer darf nicht riskieren, dass sein Kunde selbst insolvent wird. Das ergibt sich zwingend aus der Kernfunktion Risikomanagement.

Oben