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27.07.2022
Länder- und Branchenbewertungen

Asien-Pazifik: Steigende Cashflow-Risiken trotz kürzerer Zahlungsverzüge

Asien-Pazifik: Steigende Cashflow-Risiken trotz kürzerer Zahlungsverzüge; das Bild zeigt einen Panorama-Blick auf Kuala Lumpur (Malaysia)

Das Jahr 2021 war gleichermaßen geprägt von einer wirtschaftlichen Erholung sowie von neuen COVID-19-Varianten. In der Region Asien-Pazifik veranlasste diese Gemengelage Unternehmen, bei der Gewährung von Kreditlaufzeiten weiterhin großzügig zu agieren. Die durchschnittlich gewährte Zahlungsfrist stieg von 68 Tagen im Jahr 2020 auf 71 Tage im Jahr 2021, während die Dauer von Zahlungsverzögerungen deutlich zurückging. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt die aktuelle „Zahlungserfahrungsstudie Asien-Pazifik“ von Coface.

Der Anteil der Unternehmen, die überhaupt eine Zahlungsfrist angeboten haben, sank 2021 auf ein 9-Jahres-Tief von 77% – gegenüber 83% im Jahr 2020. Als Grund dafür, warum Zahlungsfristen eingeräumt wurden, nannten die meisten Befragten die harte Wettbewerbssituation sowie das große Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden. Passend zur großzügigeren Kreditlaufzeit von durchschnittlich 71 Tagen (+3 Tage gegenüber 2020) meldeten auch auf Branchenebene 11 von 13 untersuchten Sektoren eine Verlängerung ihrer Zahlungsfristen. Nur bei der Textil- und der Energiewirtschaft wurden verkürzte Kreditlaufzeiten festgestellt (vgl. Grafik 1). „Der Hauptgrund dafür sind steigende Inputpreise, insbesondere für Energie und Textilfasern, die einen größeren Kostendruck auf beide Sektoren ausüben“, sagt Bernard Aw, Coface-Volkswirt für die Region Asien-Pazifik und Autor der Studie.

Grafik 1: Durchschnittl. Zahlungsfristen nach Branchen (in Tagen) in der Region Asien-Pazifik im Jahr 2021
(Quelle: Coface Asia Payment Survey)

Zahlungsfristen_Branchen

Die restriktivsten Branchen mit den kürzesten Zahlungszielen sind die Agrar- und Lebensmittelindustrie (57 Tage; +1 Tag gegenüber 2020) sowie die bereits genannten Energie- (63 Tage; -3 Tage) und Textilbranchen (63 Tage; -5 Tage). Zu den Industrien, die am großzügigsten sind, gehören neben der Informations- und Kommunikationsbranche (79 Tage; +4 Tage) die Metall- (76 Tage; +7 Tage) und die Papierindustrie (72 Tage; +11 Tage).

Mit Blick auf die einzelnen Volkswirtschaften wird deutlich, dass in nur zwei von neun untersuchten Ökonomien die Unternehmen ihre Kunden früher zur Kasse baten: Dies gilt für Hongkong (75 Tage gegenüber 81 Tagen im Jahr 2020, -6 Tage) und Indien (59 Tage; -1 Tag).

Zahlungsverzögerungen: Kürzer, …

Die verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen im Jahr 2021 trugen dazu bei, dass die Dauer der Zahlungsverzögerungen im gesamten asiatisch-pazifischen Raum merklich zurückging, und zwar von durchschnittlich 68 Tagen im Jahr 2020 auf 54 Tage im Jahr 2021. Das ist der niedrigste Stand seit fünf Jahren. Der Anteil der Befragten, die von Zahlungsrückständen betroffen sind, blieb mit 64% gegenüber 65% im Vorjahr stabil.

Von den neun erfassten Volkswirtschaften haben sich die Zahlungsverzögerungen in Malaysia (37 Tage, -23 Tage gegenüber 2020) und Singapur (51 Tage; -17 Tage) am stärksten verkürzt. Im Gegensatz dazu war China das einzige Land, das einen zeitlichen Anstieg der Zahlungsverzögerungen (durchschnittlich 86 Tage gegenüber 79 Tagen im Vorjahr) verzeichnete und zugleich auch das Land mit dem längsten durchschnittlichen Zahlungsverzug.

… aber kostspieliger

Auf der einen Seite ging die durchschnittliche Dauer überfälliger Zahlungen zurück, auf der anderen Seite berichteten jedoch 35% (gegenüber 31% im Vorjahr) der Befragten von einem Anstieg der überfälligen Beträge. Darüber hinaus stieg der Anteil der Befragten, die mit extrem langen (über 180 Tage) Zahlungsverzögerungen konfrontiert waren, die mehr als 2% ihres Jahresumsatzes ausmachen (vgl. Grafik 2). „Die Erfahrung von Coface zeigt, dass 80% dieser Außenstände nie bezahlt werden. Daher nehmen die Cashflow-Risiken tendenziell zu, wenn diese extrem langen Zahlungsverzögerungen ein Ausmaß von mehr als 2% des Jahresumsatzes erreichen. Noch besorgniserregender ist, dass der Anteil der Unternehmen, die Langzeit-Zahlungsverzögerungen im Umfang von über 10% des Jahresumsatzes melden, von 11% im Jahr 2020 auf 14% im Jahr 2021 gestiegen ist“, sagt Bernard Aw.

Grafik 2: Anteil am Jahresumsatz (in %) von extrem langen Zahlungsverzögerungen (mehr als 180 Tage) in der Region Asien-Pazifik
(Quelle: Coface Asia Payment Survey)

Zahlungsverzögerungen_Jahresumsatz

Die Situation ist jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich. In China stieg der Anteil der Befragten, die von extrem langen Zahlungsverzögerugen betroffen sind, die über 10% des Jahresumsatzes ausmachen, von einem bereits beträchtlichen Anteil von 27% im Jahr 2020 auf 40% im Jahr 2021. Auch in Australien (+2,7 Prozentpunkte) und Indien (+1,4) war ein Anstieg zu verzeichnen, allerdings in geringerem Maße. Im Gegensatz dazu stabilisierte sich dieser Anteil in den anderen Volkswirtschaften oder ging zurück. In Hongkong sank er von 20% auf 7% im Jahr 2021 (vgl. Abb.2).

In Bezug auf die Branchen stieg die Zahl von Unternehmen mit extrem langen Zahlungsverzögerungen, die mehr als 10% des Jahresumsatzes ausmachen, besonders in der Metallbranche – um 14 Prozentpunkte auf fast 23%, der höchste Wert unter den 13 Branchen.

Über die Umfrage

Die Coface-Umfrage zu Zahlungserfahrungen und Kreditmanagementpraktiken von Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum wurde zwischen November 2021 und Februar 2022 durchgeführt. Rund 2.800 Unternehmen aus 13 Branchen und neun Volkswirtschaften (Australien, China, Hongkong SAR, Indien, Japan, Malaysia, Singapur, Thailand und Taiwan) nahmen an der Befragung teil.

Die ausführliche Studie mit allen Details zum Download auf dieser Seite: „Siehe auch“.

Kontakt


Sebastian KNIERIM

Pressesprecher
 
Isaac-Fulda-Allee 1
55124 Mainz
DEUTSCHLAND
Tel.: +49 6131 323 335
E-Mail: sebastian.knierim@coface.com

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