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17.02.2022
Länder- und Branchenbewertungen, Pressemeldung

Coface Barometer: Höchstnote für Dänemark, Türkei schlechter

Coface Barometer: Höchstnote für Dänemark, Türkei schlechter

Der Kreditversicherer Coface hat im Rahmen seiner Country Risk Conference in Paris sein neuestes vierteljährliches Risiko-Barometer vorgestellt. Dänemark erhält die Höchstnote A1, während die Türkei in Risikoklasse C abrutscht. Nachdem es auf der Länderrisiko-Weltkarte zuletzt zahlreiche Aufwertungen gegeben hatte, ist dieser Trend nun ins Stocken geraten. Das Länderrisiko spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten Zahlungsausfällen bei Exportkrediten in einem Land in den kommenden sechs Monaten wider.

Insgesamt vier Länder werden ab sofort besser bewertet. Hierzu zählt Dänemark, das in die Riege der Länder mit einer A1-Bewertung aufsteigt. Die dänische Wirtschaft ist breit aufgestellt und hat sich in den vergangenen zwei Corona-Jahren als sehr resilient erwiesen. „Dafür gibt es mehrere Gründe: zum Beispiel die strategische Ausrichtung hin zur Pharmabranche, die Konzentration auf erneuerbare Energien mit Schwerpunkt Windkraft sowie eine breite Produktpalette im Lebensmittelsektor. Hinzu kommen sehr gute Daten zur Zahlungsmoral in Dänemark, ein flexibles Pandemiemanagement und die höchste Impfquote in Nordeuropa“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.

Türkei: Inflation und Lira-Abwertung belasten die Wirtschaft

Eine verschlechterte Länderrisikobewertung erhält die Türkei, die von B auf C absteigt. Die extrem hohe Inflationsrate, die im Januar bei 48,7% im Vergleich zum Vorjahr lag, könnte in Kombination mit der extremen Abwertung der Lira und der kaum reagierenden Geldpolitik das Risikolevel des Landes weiter in die Höhe schnellen lassen. „Bisher konnten die Unternehmen noch relativ gut mit diesem Umfeld umgehen, aber der Kapitalabfluss aus der Türkei macht sich nun auch bei ihnen deutlich bemerkbar und die Kapitalkosten steigen“, sagt Christiane von Berg. Auch der Inselstaat Sri Lanka wird angesichts eines drohenden Staatsbankrotts von den Coface-Analysten herabgestuft – von Risikoklasse C auf D.

Kreditrisiken in Mittel- und Südamerika sinken

Neben Dänemark werden mit Honduras, Guyana (beide von D auf C) und Costa Rica (von C auf B) drei Länder in Mittel- und Südamerika besser bewertet. Honduras Konjunkturausblick hat sich parallel zur wirtschaftlichen Erholung der USA verbessert – die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Exportpartner des Landes. Hinzu kommen eine verbesserte staatliche Finanzsituation und eine Beruhigung der politischen Lage vor Ort. Ähnliche Gründe führen auch zur besseren Risikobewertung Costa Ricas, das darüber hinaus von einem stärkeren US-Tourismus profitiert. Guyana ist aufgrund großer Ölvorkommen ein Profiteur der hohen Energiepreise. Diese beflügeln nicht nur das Konjunkturwachstum, sondern auch die Leistungsbilanz und den öffentlichen Haushalt.

Energiebranche: Des einen Freud, des anderen Leid

Auch im Bereich der Branchenrisikoeinschätzungen gibt es Veränderungen. Interessant ist die äußerst unterschiedliche Bewertung der Energiebranche: Unternehmen dieser Branche in Saudi-Arabien oder Frankreich profitieren als Produzenten von den sehr hohen Energiepreisen und einer hohen Nachfrage, während dieser Umstand in anderen Ländern – wie beispielsweise Deutschland, den Niederlanden oder Tschechien – durch den Fokus auf Energiehandel eher als Hemmnis gesehen wird. Im Fokus stehen zunehmend auch Branchen, die sehr energieintensiv sind, zum Beispiel der Chemie-, der Metall- oder der Agrar- und Lebensmittelsektor, Stichwort Gewächshäuser. Bisher kamen diese Branchen um eine Abwertung herum. Das könnte sich ändern, je länger die hohen Energiepreise anhalten.

Deutschland: Trüber Ausblick, …

Die Länderrisikoeinschätzung für Deutschland bleibt bei A2, nachdem sie zuletzt im Oktober 2021 von A3 angehoben wurde. Der Hoffnung auf eine erneute Aufwertung machte die Omikronwelle einen Strich durch die Rechnung. Durch die vierte Pandemiewelle sank im Gegensatz zu anderen europäischen Volkswirtschaften die deutsche Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2021 real und saisonbereinigt um 0,7% zum Vorquartal.

Auch der Ausblick auf das Jahr 2022 hat sich eingetrübt. Ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen und die daraus entstehende Verunsicherung hielten die Konsumausgaben auf einem niedrigen Niveau. „Zudem frisst die anhaltend hohe Inflation, deren Jahresrate im Januar bei Weitem nicht so stark gefallen ist, wie es Sondereffekte aus dem Vorjahr hätten vermuten lassen, die Kaufkraft der Konsumenten auf“, sagt Christiane von Berg. Darüber hinaus machen gestörte Zulieferketten den auf das Verarbeitende Gewerbe spezialisierten Volkswirtschaften wie Deutschland weiter zu schaffen.

… aber Insolvenzzahlen bleiben (vorerst) niedrig

Als Reaktion auf Omikron und zur Unterstützung betroffener Unternehmen hat der Bund bis Ende März die Überbrückungshilfe IV eingeführt. In der Folge sollten die Hilfen zum Jahresstart einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen verhindern. Bis zum November 2021 lag die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahresverlauf noch immer 12% unterhalb des gleichen Zeitraums im Vorjahr. Mit Blick auf die Branchen verzeichneten lediglich die Chemie- (+91%) sowie die Energiebranche (+3%) bis Oktober einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Während die Zahl der Insolvenzen nach wie vor niedrig bleibt, sind die Schäden aus den entstandenen Insolvenzen weiter gestiegen. Mit 46,8 Mrd. Euro (bis einschließlich November) ist das Jahr 2021 bereits jetzt das teuerste Jahr seit 2009 mit damals 73,1 Mrd. Euro.

 

Das aktuelle Coface Barometer zum Download auf dieser Seite unter „Siehe auch“.

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Sebastian KNIERIM

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