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10.05.2021
Kongress Länderrisiken

Vom klassischen Berufsbild zur „bezahlten Selbstverwirklichung“

Berichte-vom-Coface-Kongress-Länderrisiken-2021

Beim Kongress Länderrisiken von Coface sprach Keynote Speaker Richard David Precht über die Welt nach Corona. „Die Krise wird nicht fundamental alles ändern. Ein sehr großer Teil unseres Lebens wird auch nach Corona der gleiche sein“, stellte der Philosoph gleich zu Beginn seines Vortrags fest. Bleibende Veränderungen beschrieb er im Folgenden.

Erster Punkt: Das veränderte Verhältnis der Menschen zum Staat. „Auf der einen Seite gibt es Menschen, deren Staatsverdrossenheit durch die Corona-Krise zugenommen hat. Diese Gruppe ist in der Minderheit und wird auch nach Corona bestehen bleiben. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die sich aufgehoben fühlen in einem Staat, von dem sie erwarten, dass er ihre Gesundheit schützt. Diese Gruppe hat auch bei der viel langfristigeren Herausforderung des Klimawandels diese Erwartungshaltung an den Staat“, so Precht.

Richard David Precht

„Biologische Verletzlichkeit eindrücklich vorgeführt“

Eine weitere Erkenntnis der Pandemie: Die Menschen hätten realisiert, dass ihr eigenes Risikoverhalten die Gesundheit anderer Menschen beeinträchtigt. „Corona hat vielen Menschen ihre biologische Verletzlichkeit eindrücklich vorgeführt.“ Hier spannte der Philosoph den Bogen zur Herausforderung, die Wirtschaft klimaneutral aufzustellen und die Ausbeutung unserer Ressourcen zu stoppen. „Dieser Nachhaltigkeitsschub hat Fahrt aufgenommen und wird nach Corona nicht wieder zurückgehen“, prophezeite er.

Im Anschluss kam Richard David Precht auf die Situation der Schulen während Corona zu sprechen: "Es ist faszinierend zu sehen, dass sich Kinder, die sich sonst auf die Ferien freuen, nun wieder auf die Schule freuen. Wir haben gesehen, dass sich Lernsituationen nicht komplett digitalisieren lassen." Der Traum vom Homeschooling durch Digitalisierung sei ausgeträumt, denn gerade jetzt werde der Wert der sozialen Interaktionen im Klassenzimmer immer deutlicher.

"Beginn einer neuen Form von Tätigkeitsgesellschaft"

Letzte Punkt auf der Agenda: Die Frage, was die Digitalisierung mit unserer Arbeitswelt macht. Den Trend zum Homeoffice oder zur verstärkten Automatisierung bei Banken und Versicherungen habe es schon vorher gegeben, das Ganze sei durch Corona nur enorm beschleunigt worden. In der Folge werde sich die klassische Vorstellung von Berufen verändern – weg davon, sich über die eigenen Fähigkeiten als Identität zu definieren und hin zur „bezahlten Selbstverwirklichung“. „Das zweite Maschinenzeitalter, in das wir jetzt übergehen und in dem das menschliche Gehirn in Teilen ersetzt wird, wird der Beginn einer neuen Form von Tätigkeitsgesellschaft sein“, sagte Richard David Precht zum Ende seiner Keynote.

 

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