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13.05.2019
Kongress Länderrisiken, Pressemeldung

Risikomanagement braucht Fehlerkultur

Berichte-vom-Coface-Kongress-Länderrisiken-2019

Welche Rolle spielt das Risikomanagement in Zeiten der Informationsüberflutung und Digitalisierung? Dieser Frage gingen Experten bei einer Podiumsdiskussion beim Kongress Länderrisiken nach. Dass beim Begriff Risiko die Chance immer mitschwingt, ist für die Praktiker klar. Allerdings ist die Gewichtung oder Balance in den Unternehmen unterschiedlich. Am deutlichsten vielleicht zwischen Startups und etablierten Unternehmen.

 

„Startups sehen erst einmal die Chancen und Herausforderungen“, weiß Vorstand Sascha Hellermann aus seiner Berufspraxis. Sein Unternehmen Cocus GmbH berät und begleitet Unternehmen unter anderem bei der Digitalisierung. „Das ist zunächst auch gut so, erst später kommen die Risikoaspekte hinzu.“ Das kennt auch Michael Spitz, Geschäftsführer von Main Incubator, einer Forschungs- und Entwicklungseinheit der Commerzbank. „Fintechs zum Beispiel sehen in der Regel die Chance bei sich, das Risiko bei der Bank.“ Diese Einstellung einfach zu übertragen auf andere Unternehmen, sei nicht so einfach und vielfach unmöglich. „Eine Bank als reguliertes Unternehmen und klar definierten Risiken ist da in einer ganz anderen Situation.“

 

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Panel über Risikomanagement, v.l.: Frank Romeike (RiskNet), Ursula Kretzschmar (Profine GmbH), Sascha Hellermann (Cocus GmbH), Michael Spitz (Main Incubator) und Moderator Werner Schlierike (hr-info). Foto: Andreas Henn

 

Auch bei den Gründungen kommt früher oder später zur Vision das Thema Administration und Organisationsentwicklung dazu. Und damit das Pendant zur Chance: der Umgang mit den Risiken. Dass ein etwas weiter gesteckter Rechtsrahmen für Startups hilfreich sein könnte – eine Frage von Moderator Werner Schlierike, Redakteur bei hr-Info –, sieht Michael Spitz nicht. Der Rahmen in Deutschland sei schon okay. „Wir brauchen keine anderen Gesetze für Startups, ein anderes Bewusstsein und größere Risikobereitschaft bei den Geldgebern aber schon.“

 

Öfter mal auf Reset drücken

 

Bei der Definition und Klassifizierung von Risiken rät Frank Romeike, Gründer und Geschäftsführer von RiskNet, die Frage zu stellen. „Was bereitet schlaflose Nächte oder echte Bauchschmerzen? Oft haben Manager viele kleine Aspekte auf dem Radar, aber nicht die strategischen Themen.“ Zudem würden oft Frühindikatoren zwar wahrgenommen, aber ausgeblendet. „Man glaubt, das schon irgendwie in den Griff zu kriegen, und das klappt dann nicht.“ Ursula Kretzschmar, CFO bei der Profine GmbH, bestätigt das: „Wir sollten Risiken nicht mit Angst begegnen und verharren, sondern als Chance zur Verbesserung begreifen.“ Sie rät dazu, „ab und zu den Reset-Knopf zu drücken, auch wenn es gut läuft oder zu laufen scheint“. Risikomanagement funktioniere im Übrigen nicht einfach mit Tools. „Das geht erfolgreich nur mit Menschen. Es ist sehr wichtig, die Mitarbeiter einzubinden, auch ein CFO darf nicht im Glaskasten sitzen, sondern muss mit den Leuten reden und die Prozesse zum Beispiel in der Produktion kennen.“

 

Den Perspektivwechsel hält auch Sascha Hellermann für wichtig. „Die Unternehmen müssen bereit sein, die Mindsets zu hinterfragen und auch zu verändern.“ Das sei entscheidender als die Technik. Man muss immer prüfen, welche Technik zum Unternehmen und seinen Prozessen passt. Einfach zum Beispiel auf Blockchain zu setzen, bringe nichts, wenn diese die nötigen Prozesse nicht besser abbilden und steuern könne. Wie Sascha Hellermann rät auch Michael Spitz davon ab, die Blockchain-Technologie einfach über alte Prozesse zu stülpen. Mit der Blockchain könne man besser an neue, neu gedachte oder entsprechend veränderte Prozesse herangehen.

 

Dass die Blockchain-Technologie auch für das Risikomanagement relevant wird, zeigt das Ergebnis einer Live-Abstimmung: 75 Prozent der Teilnehmer beim Kongress Länderrisiken sehen das so. Wichtiger als die Technik bleibe aber die Risikokultur im Unternehmen, sagt Frank Romeike. „Und Risikokultur hängt untrennbar mit der Unternehmenskultur zusammen.“ Dazu gehöre wiederum eine Fehlerkultur, bejahte er uneingeschränkt eine Frage von Moderator Werner Schlierike.

 

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