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22.11.2017
Länder- und Branchenbewertungen, Pressemeldung

Afrikas Zweckehe mit China

China-und-Afrika:-Von-der Zweckehe-zur-Win-Win-Beziehung?

Chinas Ambitionen in Sub-Sahara-Afrika: Ausbalancieren der Beziehungen nötig. Riskante Abhängigkeiten von Rohstoff exportierenden Branchen und Ländern.

 

Auch fast 20 Jahre nach dem ersten Forum zur chinesisch-afrikanischen Zusammenarbeit sind die Beziehungen in einem Ungleichgewicht. Die Region hat ein Handelsbilanzdefizit zu China. Während die Exporte nach China mit 90 Prozent weiter hauptsächlich aus Rohstoffen bestehen, sind die Importe breiter gefächert: Fertigprodukte, Transportausrüstung, Maschinen machen zusammen 51 Prozent der Einfuhren aus, dann folgen Mineralien und Edelmetalle. Dieses Handelsungleichgewicht verstärkt das Risiko der „Holländischen Krankheit“, also die negativen Auswirkungen eines Booms des Rohstoffsektors auf den produzierenden Sektor.

 

Die geringere Nachfrage aus China nach Rohstoffen aus Afrika begründet sich durch die Reorganisation der chinesischen Volkswirtschaft mit einem stärkeren Fokus auf den privaten Konsum. Dies hat unweigerlich Folgen für die Exporteure. Nach Berechnungen von Coface hat Sub-Sahara-Afrika eine deutlich höhere Abhängigkeit vom Export als andere Emerging Countries. Die Exportabhängigkeitsquote lag 2016 auf der Skala von 0 bis 1 bei 0,24. Zum Vergleich: Südostasien als eine der wichtigsten Handelsregionen für China 0,16, Russland, Brasilien und Indien 0,19. Noch wesentlich deutlicher ist der Unterscheid zur EU (0,07) und den USA (0,12).

 

Die stärkste Handelsabhängigkeit haben die Rohöl exportierenden Länder. Den Coface-Index führt seit der Unabhängigkeitserklärung 2011 der Süd Sudan an, gefolgt von Angola und dem Kongo. Auch Gambia, das Holz produziert, ist weit oben, ebenso wie Eritrea, Guinea und Mauretanien, die stark von Eisenerz-Exporten (Eisen, Kupfer, Aluminium) abhängig sind.

 

Coface_Infografik_China-Afrika

 

Diversifikation der Schlüssel für eine nachhaltige Win-Win-Beziehung 

Trotz dieser starken Exportabhängigkeit könnten sich die Beziehungen von afrikanischen Ländern zu China zu einer Win-Win-Zusammenarbeit entwickeln. Denn allmählich diversifiziert sich das Export-Portfolio, auch hin zu hochwertigeren verarbeiteten Rohmaterialien und Holz. Etwas weniger noch sind landwirtschaftliche Produkte (Tabak, Zitrusfrüchte, Saatgut und Ölfrüchte) im Exportwarenkorb enthalten. Diese Waren und Produkte passen allerdings zur Nachfrage der wachsenden Mittelschicht in China. Zwar sind die exportierenden Länder damit den Preisschwankungen auf den internationalen Märkten ausgesetzt. Dennoch könnten so die lokalen Einkommen steigen und Beschäftigung und Technologietransfers verbessern.

 

“Die aktuellen Entwicklungen scheinen in die richtige Richtung zu weisen. Um von einer unausgewogenen Zweckehe zu einer partnerschaftlichen Win-Win-Kooperation zu kommen, müssen aber noch große Anstrengungen unternommen werden“, meint Ruben Nizard, Economist bei Coface für die Sub-Sahara-Region und Co-Autor der Studie „China-Afrika. Hält die Zweckehe an?“

 

Mehr zur Verbindung Sub-Sahara-Afrikas zu China im ausführlichen Coface-Panorama.

Presseveröffentlichung herunterladen : Afrikas Zweckehe mit China (294,65 kB)

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Erich HIERONIMUS

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