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12.05.2017
Länder- und Branchenbewertungen, Pressemeldung

Nicht verunsichern lassen

Coface-Kongress-Länderrisiken-am-11.-Mai-in-Mainz

Wie wirken sich politische Risiken auf die Unternehmen aus? Das war eine der Fragen im Auftaktpanel des Kongresses Länderrisiken von Coface in Mainz. Die zentrale Frage „Ist die Globalisierung am Ende?“ beantworteten alle Teilnehmer der Runde einhellig mit: Nein. Und dass die politischen Risiken ad hoc das gesamte Wirtschaftsgefüge durcheinander werfen, sehen die Praktiker auch nicht. „Ich bin überrascht, wie wenig die Märkte den politischen Verwerfungen folgen“, sagte Dr. Andreas Hettich, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Hettich Holding.

Offensichtlich gehen Unternehmen und Manager dem nach, was Téva Perreau als Gastgeber des Kongresses in seiner Begrüßungsrede empfahl. Die politischen Risiken nähmen erkennbar zu, sagte der Regional CEO Nordeuropa von Coface. Und auch die westlichen Demokratien erlebten eine stärkere „politische Volatilität“. Die Unternehmen dürften sich aber nicht verunsichern lassen. „Wir müssen schauen, welches Risiko überhaupt relevant ist. Das gilt für die politischen ebenso wir für die wirtschaftlichen Risiken.“

Panel_Coface-Kongress-2017

Diskutierten über die aktuelle politische Lage und die Risiken für Unternehmen, v.l.: Dr. Daniela Schwarzer (DGAP), Jan van Herff (BASF), Dr. Andreas Hettich (Hettich Holding), Ursula Groden-Kranich (MdB) und Moderator Carsten Knop (FAZ). Foto: Coface

 

Dass die Politik einen anderen Blick auf die aktuellen Themen hat als die Unternehmen, wurde in der Diskussion deutlich. Die Mainzer Bundestagsabgeordnete Ursula Groden-Kranich (CDU) sagte zum Verhalten des US-Präsidenten Trump. „Ein Land ist keine GmbH , die man mal eben gegen die Wand fährt, und dann gründet man einfach eine neue.“ Auch in Bezug auf für die Wirtschaft wichtige, in der Öffentlichkeit aber durchaus umstrittene Handelsabkommen warnte sie vor einer zu engen Sichtweise: „Die Bevölkerung nimmt das nicht nur unter Handelsaspekten wahr.“ Entsprechend habe die Politik eine solche Diskussion differenzierter zu führen als nur unter wirtschaftlichen Aspekten. Die Politikerin, die auch im EU-Ausschuss mitarbeitet, erhofft sich von den aktuellen Fragen der EU eher eine Stärkung als eine Schwächung. „Der Brexit lässt bei den anderen Ländern eine neue Einigkeit spüren, und auch Trump trägt ungewollt zu einer neuen Wertedebatte in Europa bei.“

Wertedebatte führen
Diese Neuorientierung der EU hält Dr. Daniela Schwarzer für wichtig. Die Politik-Expertin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) plädierte dafür, die schwächeren Länder aktiv zu unterstützen, weil die Ungleichgewichte ein Problem für die Stabilität seien. Falsch sei es aber, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu schwächen, um den Außenhandelsüberschuss zu senken, wie es ausländische Politiker fordern. „Damit würde der Wachstumsmotor der EU gebremst.“ Deutschland könne allerdings bei den Investitionen sicherlich einen Hebel für Wachstum in der EU ansetzen. (Lesen Sie auch einen Bericht über die Keynote von Dr. Schwarzer beim Kongress und ein Interview von Coface mit ihr auf dieser Webseite.)

Investitionen sind auch vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen in etlichen Ländern ein Thema für die Unternehmen. Bei Investitionsentscheidungen spielten indes weitere Faktoren eine große Rolle. Dr. Andreas Hettich sagte dazu, jedes Unternehmen müsse kritisch prüfen, wann und wo Investitionen für es Sinn machten. Er selbst habe dabei zum Beispiel nie über steuerliche Rahmenbedingen nachgedacht. „Andere Faktoren sind da viel wichtiger, zum Beispiel Genehmigungsverfahren oder die Bürokratie allgemein.“ Ohnehin gebe es zu viele unnötige Hürden durch Gesetze und Bürokratie. In oft guter Absicht werde in Deutschland hinter jedes Problem ein Gesetz geworfen, statt das Problem direkt zu lösen. So nehme auch das Risikobewusstsein ab, weil ja alles vermeintlich geregelt sei.

Wertschöpfungsketten erklären
Bei ihren Investitionen kalkuliert die BASF in ganz anderen Zeiträumen als in Legislaturperioden oder Amtszeiten von Präsidenten. Das machte Jan van Herff, Senior Manager Trade and Industry, Policy Communications and Government Relations der BASF Group, deutlich: „Den Ausschlag gibt letztlich die Marktperspektive.“ Auch deshalb solle nicht jede politische Äußerung sofort zu ernst nehmen und müsse auch über den reinen Handelsrahmen hinaus denken. „Eine wichtige Frage ist, wie sich die Wertschöpfungsketten entwickeln und wie unsere Kunden von bestimmten Faktoren betroffen sind.“

Wertschöpfungsketten sind dem BASF-Manager nicht nur betriebswirtschaftlich wichtig. Sie verständlicher zu machen, sei auch in der öffentlichen Diskussion wichtig. „Es gibt ein Aufklärungsproblem zwischen Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit“, sagte Jan van Herff. Dies zeige sich beispielhaft in der Diskussion über Handelsabkommen wie TTIP. Die EU müsse und könne im Übrigen über ihre Handelspolitik stärker außenpolitisch wirksam werden. Mit besserer Kommunikation könnten Institutionen und Unternehmen dem von Carsten Knop postulierten Reputations- und Glaubwürdigkeitsproblem von EU, Politik und Großkonzernen entgegenwirken und so der Verunsicherung, die Dr. Daniela Schwarzer in weiten Teile der europäischen Bevölkerung ausmacht, begegnen.

 

Lesen Sie auch einen Bericht über die Keynote von Dr. Daniela Schwarzer beim Kongress: "Neuer Auftrag für Europa". 

Außerdem ein Interview mit Dr.Daniela Schwarzer über die politisch-ökonomische Situation: „Die Realität wird viele Ankündigungen einholen.“ 

Wie sieht Coface die globale Risiko-Entwicklung: Zur Presse-Information.

Kontakt


Erich HIERONIMUS

Pressesprecher
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55124 Mainz
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