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15.04.2020
Länder- und Branchenbewertungen, Pressemeldung

China: Weniger Spielraum

Coface:-Kann-China-Folgen-von-Corona-begrenzen?

Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ist es unwahrscheinlich, dass China sein Wachstumsziel von 5,6 Prozent für 2020 erreichen kann. Coface prognostiziert für die chinesische Wirtschaft im Jahr 2020 eine Wachstumsrate von 4 Prozent.

 

Die wirtschaftliche Aktivität in China könnte sich in diesem Jahr schneller als erwartet verlangsamen und das Wachstumsziel der Kommunistischen Partei von 5,6 Prozent verfehlen. In den letzten Monaten sah sich die chinesische Wirtschaft mit mehrfachen Gegenwinden konfrontiert, wie den Folgen des Handelskrieges mit den Vereinigten Staaten, aber auch mit strukturellen Faktoren wie der demographischen Situation des Landes: In diesem Zusammenhang ist die COVID-19-Pandemie ein zusätzlicher Schock.

 

Das Wachstumsziel von 5,6 Prozent ist eine wichtige Größe für China und die KP, denn die Partei will bis 2020 das nominale Pro-Kopf-Einkommen im Vergleich zum Jahr 2010 verdoppelt haben. Dafür sind aber jährlich 5,6 Prozent BIP-Wachstum nötig. Trotz der derzeitigen Umstände hofft die KP, dieses Ziel noch vor ihrem 100. Jahrestag im Juli 2021 zu erreichen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint die Regierung sogar weiterhin zuversichtlich zu sein, die Anforderungen für 2020 zu erfüllen. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass dieser Meilenstein auf 2021 verschoben werden muss. Die Verbreitung von COVID-19 in der ganzen Welt, insbesondere auf den für China wichtigen Märkten wie Europa und Nordamerika, in die zusammen 30 Prozent der Exporte gehen, wird die chinesische Wirtschaftstätigkeit in diesem Jahr belasten.

 

Die chinesischen Behörden haben Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft auszugleichen. So hat sich beispielsweise die People's Bank of China bisher auf eher vorsichtige und gezielte Maßnahmen wie Zinssenkungen konzentriert. Ungeachtet der zusätzlichen Flexibilität, die durch diese Entscheidungen ermöglicht wird, wird China zu aggressiveren geldpolitischen und fiskalischen Lockerungen greifen müssen, wenn es die Stabilisierung seiner Wirtschaft in den Griff bekommen will.

 

Im Gegensatz zu 2009 gibt es weniger Handlungsspielraum. Insbesondere reichen die Devisenreserven nicht aus, um die Kapitalabflüsse zu decken, wodurch der Yuan unter Abwärtsdruck gerät. Auf der fiskalischen Seite werden zusätzliche Infrastrukturinvestitionen, die den Schock ausgleichen sollen, die Verschuldung auf lokaler Ebene erhöhen, was den bereits angeschlagenen Bankensektor und die ohnehin hoch verschuldeten Unternehmen unter Druck setzen wird. In diesem Zusammenhang ist mit einer Zunahme von Anleiheausfällen und Unternehmensinsolvenzen zu rechnen, die mit Umstrukturierungsbemühungen im Bankensektor einhergehen werden.

 

Mehr zur aktuellen Situation der Wirtschaft in China im Coface-Focus zum Download auf dieser Seite („Siehe auch“).

Presseveröffentlichung herunterladen : China: Weniger Spielraum (238,73 kB)

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Erich HIERONIMUS

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Siehe auch


Coface-Focus China

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