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10.04.2019
Pressemeldung

Dietmar Dahmen im Interview

Kongress-Länderrisiken-von-Coface:-9.-Mai-2019-in-Mainz.

„Das Büro ist kein Ort, sondern eine Mission.“ sagt Dietmar Dahmen im Interview mit Coface-kompakt. Dietmar Dahmen ist Keynote-Speaker beim Kongress Länderrisiken 2019. Im exklusiven Coface-Interview spricht der Zukunftsexperte, Autor, Querdenker und Visionär über Digitalisierung und weitere Herausforderungen für Unternehmen. Mit seiner unkonventionellen Art und interessanten Metaphern verbildlicht der österreichische Innovations-Guru die wichtigsten aktuellen technologischen Entwicklungen. Er zeigt auf, welche Schritte große Unternehmen mitgehen müssen, damit sie nicht auf der Strecke bleiben.

 

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Kompakt: Hallo Herr Dahmen, wo erwischen wir Sie denn gerade?

Dietmar Dahmen: Hallo, zur Zeit bin ich in meiner Wohnung in Wien. Ich war vergangene Woche in Davos und gestern in Neapel beim World Footwear Kongress. Ab morgen bin ich in Düsseldorf und spreche bei einem großen deutschen Automobilhersteller.

Kompakt: Der Begriff der Digitalisierung ist omnipräsent? Aber was steckt eigentlich dahinter: Medienhype, Big Drama, Geschäftemacherei oder eine echte Herausforderung für Unternehmen?

Dietmar Dahmen: Der Vorteil von Digitalisierung ist, dass durch sie für alle Dinge, auch im Business, eine einzige, übergeordnete und vor allem gemeinsame Sprache entwickelt wird – in Form von Code, also Einsen und Nullen. Diese gemeinsame Sprache funktioniert allerdings nur, wenn jedes Segment in einem Ablauf diese Sprache beherrscht, also digitalisiert ist, vom Auftrag über die Herstellung bis zur Abrechnung.

Kompakt: Also muss alles, was nicht digital ist, erst übersetzt werden?

Dietmar Dahmen: Genau, wer kein „digital“ spricht - kann auch nicht mitreden. Ein analoges Stück Papier kann ich mit nichts vernetzten, austauschen, abstimmen. Erst wenn ich es digital übersetze, wird es zu „digital nutzbarer Information“, mit der ich dann digital eine Menge tun kann. Zugriffsrechte, Kopierschutz, finden, oder eben sogar automatisch beauftragen oder abrechnen: alles digitale Services.

Kompakt: Was passiert mit Unternehmen, die den Weg der Digitalisierung nicht gehen?

Dietmar Dahmen: Die Nische für diese Unternehmen existiert, wird aber extrem klein. Und irgendwann können sie sich nicht mehr aktiv am „Markt“ beteiligen. Man ist eben „taub und stumm“. Es wird schwierig, Aufträge zu „hören“ oder einem Kunden oder Geschäftspartner etwas zu „sagen“. Das Geschäft kann ja analog sein – Taxi fahren -, die Abwicklung ist aber digital, zum Beispiel, wenn einer das Taxi per „MyTaxi“ bestellt.

 

"Das Problem heute ist die abnehmende Informationsdichte."

 

Kompakt: Wie passen Oldtimer wie Versicherungen und diese „neue Welt“ zusammen?

Dietmar Dahmen: Gar nicht (lacht). Einer muss sich anpassen! In dem Fall eben die Unternehmen. Denn wenn sich das Umfeld ändert, gehen die unter, die für das neue Umfeld nicht geschaffen sind. Das Umfeld, also der Markt, bestimmt den Erfolg! Und wenn der sich ändert, müssen wir uns ändern. Wenn wir in der Schule nicht mehr Sport haben, sondern Chemie, müssen wir uns anpassen. Weg mit der Sporthose- her mit der Chemiebrille.

Kompakt: Wie verändert sich die Arbeitswelt – noch mehr weg vom „Zentralbüro“ hin zum komplett virtuellen Office?

Dietmar Dahmen: Ein Büro ist kein Ort (WO es ist) , sondern eine Mission (WAS ich da tue). Besser, ich „tue Büroarbeit“ zu Hause (Vertrag entwerfen), als ich tue nichts im Büro (Stichwort: presenteeismus= ich bin anwesend, tue sonst aber nichts). Generell gilt: Missionen an sich sind recht konstant. Die Art, WIE die Mission erfüllt wird, ist fluide. Die Mission „Musik hören“ ist konstant, die Art wie (Platte, Cassette, CD, Spotify) ist fluide. Was das Büro tut, ändert sich nicht – aber wo und wie ich es tue, ändert sich total. Die Mission dominiert den Ort. Also muss man sich überlegen, was der Vorteil von einem physischen Büro ist. Die Digitalisierung verändert das Wie.

Kompakt: Inwieweit gilt das für die Produktion von Produkten?

Dietmar Dahmen: Auch das kann sich ändern. Ein Beispiel. Jetzt wird ein Produkt meist am Standort der Firma produziert, verpackt, transportiert und ausgeliefert. Künftig werden vielleicht nur noch die Produktionsdaten transportiert und ein 3D-Drucker produziert das Produkt näher beim Kunden. Kein Transport. Kein Zoll. Kein Warten. Analog zum Büro muss man überlegen, was Vor- und Nachteile eines speziellen Ortes sind und wo man ggf. digital punkten kann.

Kompakt: Wie bewegen Sie sich persönlich zwischen Filterblase und Information Overload? Nur mit gesundem Menschenverstand oder haben Sie Tools oder Apps, die Sie unterstützen?

Dietmar Dahmen: Das Problem heute ist die abnehmende Informationsdichte. Wir bekommen immer mehr Informationen (alles wir gemessen!), aber die Anzahl der wirklich relevanten Informationen nimmt kaum oder gar nicht zu. Der Trick besteht also darin, die Informationsdichte zu optimieren und die so relevanten Inputs zu identifizieren. Dafür gibt es digitale Assistenten, die einem helfen können. Wenn man diese nicht verwenden würde, hätte man eine unüberschaubare Menge an Informationen, man müsste zu viel Kraft aufwenden, um die Spreu vom Weizen zu trennen, und das macht unsere Entscheidungen schlechter. Wir brauchen Services, die uns die relevante Infos verschaffen. Es geht ja nicht darum, dass man IRGENDETWAS weiß, sondern vor allem, dass man das RICHTIGE und WICHTIGE weiß.

 

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BAMM: Dietmar Dahmen zersägt den Feind des Wandels: den "Stuhl der Gewohnheit".

 

Kompakt: Viele reden von der Blockchain und wenige wissen eigentlich, was das ist. Muss man das wissen oder verebbt das Thema wieder wie etwa die Kryptowährungen? 

Dietmar Dahmen: Eins vorweg: Für mich ist Blockchain die wichtigste Online-Entwicklung seit der Einführung der E-Mail. Blockchain ist kein neues Internet, sondern im Grunde ein Verfahren, das Zwischeninstitutionen eliminiert. Man kann es mit dem altem Brief vergleichen. Der Brief kam zunächst zur Zwischeninstitution POST. Sie vertrauen der Post, dass sie den Brief korrekt ausliefert. Das kostet Geld (Briefmarke) und Zeit (ein Tag). Dann kam die E-Mail. Die E-Mail ist DIREKT und ohne die „Zwischeninstitution“ Post, also Peer-to-Peer. Das macht den „Brief“ schneller (sofort) und billiger (keine Briefmarke). Der Nachteil ist jedoch die geringere Vertrauensbasis. E-Mail hat eine hohe Spam-Rate. Blockchain hat die Vorteile von Peer-to-Peer, addiert aber zusätzlich die Vertrauensbasis dazu: ein echte Revolution!

 

"Man kann Produkte komplett nachverfolgen und Legalität und Echtheit beweisen."

 

Kompakt: Aber was bedeutet denn Blockchain genau?

Dietmar Dahmen: Mit dem Namen Blockchain ist im Prinzip eine Informationskette gemeint. Ich habe also eine Aneinanderreihung von relevanten Informationen. Und wegen der dahinterliegenden Technologie kann man dies Informationen nur extrem schwer fälschen. Walmart in USA hat getestet, wie lange es dauert, zum Beispiel bei vergifteten Lebensmittel die Lieferkette (vom welchem Feld in Welches Regal) zu kennen. Analog dauert das ca. sechs Wochen. Wenn alle Schritte in der Blockchain sind, geht das in unter drei Sekunden. Man kann Produkte komplett nachverfolgen und so zum Beispiel auch Legalität und Echtheit beweisen. Das gleiche gilt grundsätzlich auch für Transaktionen, egal ob Ölwechsel oder Geldtransfer.

Kompakt: Wie kann man sich das vorstellen?

Dietmar Dahmen: Wie einen QR-Code, der an jeder Station der Produktion und Lieferung gescannt wird und somit die Echtheit beweist. Zum Beispiel auf dem Thunfisch-Markt: Hier gibt es zwei Drittel mehr zu kaufen als eigentlich verkauft werden darf. Also ist nur ein Drittel von dem Thunfisch legal. Wie überprüfe ich jetzt, welcher Thunfisch legal ist und welcher nicht. Die Lösung ist, den Thunfisch anhand eines Codes in die Blockchain zu setzen, ab dem Zeitpunkt, als er gefangen wurde. Wenn der Thunfisch also 500 Kilo wiegt und aus der Fabrik aber 1.000 Kilo Thunfisch rauskommen, dann ist die Produktion verfälscht. In dem Fall bestätigt die Blockchain die Produktoriginalität. Das gleiche geht auch mit Prozessen – bis hin zum Doktor-Titel. Ist der einfach nur „ausgedruckt“ und eingerahmt, oder hat die Person wirklich studiert und promoviert. Die MISSION, zu wissen, dass jemand einen Doktor-Titel hat, bleibt bestehen, Die Art, WIE wir es tun (Beweis per Brief und Siegel versus per Blockchain), ändert sich.

Kompakt: Vielen Dank für das Interview!

 

Dietmar Dahmen freut sich auf den Kongress von Coface: Zur Video-Einladung !

 

Jetzt noch zum Kongress Länderrisiken am 9. Mai in Mainz anmelden: Zur Kongress-Seite ! 

Kontakt


Erich HIERONIMUS

Pressesprecher
Isaac-Fulda-Allee 1
55124 Mainz
DEUTSCHLAND
Tel. : +49 6131 323 541
E-Mail : erich.hieronimus@coface.com

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