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Zahlungsstudie: Chinesische Unternehmen agieren vorsichtiger

Eine Coface-Umfrage zeigt: Im Schnitt haben Unternehmen in China ihre offerierten Zahlungsfristen zwar verlängert, jedoch bieten immer weniger Firmen überhaupt einen Lieferantenkredit an. 1.016 Unternehmen aus mehr als 13 breit gefächerten Branchen nahmen an der Befragung teil.

Im Jahr 2024 räumten nur 65% der befragten Unternehmen in China ihren Kunden ein Zahlungsziel ein, während im Vorjahr noch 79% und vor der Pandemie (zwischen 2015 und 2019) im Schnitt 74% Lieferantenkredite gewährten. Dieser Rückgang macht deutlich, dass die Verantwortlichen angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen rund um die Immobilienmarktkrise, die weiter abflauende heimische Nachfrage sowie die hohen Überkapazitäten in der Produktion, zunehmend vorsichtiger agieren. Coface erwartet daher, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt 2025 nur um 4,3% gegenüber dem Vorjahr wachsen wird, nach einem Plus von 5,0% im vergangenen Jahr.

 

Zahlungsziele von bis zu 98 Tagen

Trotz einer geringeren Bereitschaft, Lieferantenkredite anzubieten, zeigten sich chinesische Unternehmen in puncto Zahlungsfristen großzügiger. Die durchschnittliche Frist stieg von 70 Tagen im Jahr 2023 auf 76 Tage im Jahr 2024 (vgl. Grafik). Bei zwei Dritteln der Befragten lag die Frist zwischen 31 und 90 Tagen – längere Zahlungsfristen von über 90 Tagen blieben selten. Zum Vergleich: In Deutschland lag das durchschnittliche Zahlungsziel im Rahmen der letzten Befragung 2024 bei 32 Tage, in Polen waren es 46 Tage und in Frankreich 51 Tage.

Mit der Pharma- (59 Tage; -5 gegenüber 2023) und der Metallindustrie (68 Tage; -11) haben nur zwei von insgesamt 13 untersuchten Branchen ihre Zahlungsfristen im Vergleich zum Vorjahr verkürzt und bitten ihre Kunden früher zur Kasse. Deutlich großzügiger als im Vorjahr agieren Unternehmen in den Bereichen Transport (92 Tage; +37) und Automotive (98 Tage; +27). Auch das Baugewerbe behielt seine ohnehin langen Zahlungsfristen bei, um den finanzschwachen Immobilien- und Projektentwicklern entgegenzukommen.

 

Verbesserte Zahlungsmoral

Die großzügigeren Zahlungsfristen haben dazu geführt, dass 2024 weniger chinesische Unternehmen von Zahlungsverzögerungen berichteten. Der Anteil der Befragten, die länger auf ihr Geld warten mussten, sank erheblich – von 62% (2023) auf 44% im Jahr 2024. Zur Einordnung lohnt sich auch hier ein Blick in andere Regionen und Länder: In Lateinamerika berichteten bei der letzten Coface-Befragung 51% von einem verspäteten Geldeingang, in Polen waren es 60%, in Deutschland 78% und in Frankreich waren 85% von Zahlungsverzug betroffen.

Die durchschnittliche Dauer der Zahlungsverzögerungen ist weitgehend stabil geblieben, mit einem kleinen Anstieg von 64 Tagen (2023) auf 65 Tage im Jahr 2024. Mit Blick auf die unterschiedlichen Branchen meldete die Holzindustrie den bedeutendsten Anstieg bei der Dauer. Hier verlängerte sich die Wartezeit von zuvor 36 Tagen auf 60 Tage, was vor allem auf die anhaltende Krise auf dem Immobilienmarkt und die daraus resultierende sinkende Nachfrage nach Möbeln zurückzuführen ist. Mit ähnlichen Herausforderungen hat die chinesische Automobilbranche zu kämpfen, in der der durchschnittliche Zahlungsverzug auf 80 Tage (+14 gegenüber 2023) anstieg. Gründe hierfür sind unter anderem angeschlagene Autohändler, die inmitten eines anhaltenden Rabattkampfes (als Resultat der Überkapazitäten im Automobilmarkt) und trotz staatlicher Auto-Tauschprämien mit Verlusten und Kapitalengpässen zu kämpfen haben.

 

Lange überfällige Zahlungen werden zum Geschäftsrisiko

Die Liquidität chinesischer Unternehmen gefährden vor allem Rechnungen, die länger als 6 Monate (180 Tage) fällig bleiben. Der Anteil der Unternehmen, die von extrem langen Zahlungsverzögerungen berichten, die 5% oder mehr ihres Jahresumsatzes ausmachten, stieg von 12% im Jahr 2023 auf 26% im Jahr 2024. Basierend auf den praktischen Erfahrungen von Coface werden rund 80% der Forderungen, die länger als 180 Tage überfällig sind, nie bezahlt.

 

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