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08.10.2014
Coface, Pressemeldung

Europas Airlines - unprofitabel?

Airline_Flugzeug_© senohrabek - Fotolia.com

Sind Europas Airlines dem gloablen Wettbewerb nicht gewachsen? 

Während es darum geht, das Wachstumspotential in Asien auszuschöpfen, geraten europäische Fluggesellschaften im Kampf gegen die Billigkonkurrenz und Wettbewerber aus den Golfstaaten ins Trudeln. Derzeit sind sie unter den am wenigsten profitablen Airlines der Welt. Wie können die Gesellschaften das ändern?

 

Airlines vor großen Herausforderungen
Wettbewerbsdruck nimmt zu

Während der Markt für Inlandsflüge in Amerika bereits 1978 für den Wettbewerb geöffnet wurde, leitete die EU die Liberalisierung erst 1997 ein. Seitdem können alle europäischen Fluggesellschaften innerhalb der Region ihre Routen und Preise ohne Restriktionen selbst gestalten. Der so entstandene einheitliche Markt machte den Weg für neue Wettbewerber frei, zumeist Billigflieger. Sie drückten die Ticketpreise für Inlandsflüge deutlich nach unten. Von 1992 bis 2012 hat sich die Zahl der Strecken, die von mehr als zwei Gesellschaften bedient wird, nach Zahlen der OAG vervierfacht.

Gleichzeitig wuchs der Wettbewerb auf den Langstrecken durch die Airlines aus den Golf-Staaten, die sich mit exzellenter Performance auf dem Markt etablierten. Dies hängt besonders mit der offensiven Strategie der Golf-Länder zusammen, die Region nach vorne zu bringen. Auch die Beteiligungen von Golf-Airlines an europäischen Fluggesellschaften haben stark zugenommen. Sie wollen so neue Flugrechte erlangen.

 

Tendenz zur Verlagerung der Drehkreuze

Mit 51.000 Sitzen auf eine Million Einwohner scheint der europäische Markt relativ weit ausgeschöpft zu sein. Dagegen erscheint die Verbindung von wachsendem Wohlstand und Flugverkehr in den aufstrebenden Ländern wesentlich deutlicher ausgeprägt. Bei einem BIP-Wachstum um zehn Prozent steigt dort die Nachfrage nach Flügen um 20 Prozent, in den Industrieländern hingegen nur um 15 Prozent. Das größte Wachstumspotential gibt es aktuell und zukünftig in Asien. In China beispielsweise nahmen die Flüge je Woche nach IATA-Zahlen zwischen 1992 und 2012 von 20.184 auf 52.651 zu.

Die gesamte europäische Luftfahrt-Branche ist durch diese neuen Bedingungen geschwächt. Europas Fluggesellschaften gehören im globalen Wettbewerb zu den am wenigsten profitablen. Das zeigen auch die Gewinnwarnungen von Air France und Lufthansa in diesem Jahr. Darüber hinaus leidet die Europäische Union aufgrund unzureichender Investitionen perspektivisch an zu geringen Kapazitäten der Flughäfen. Die Auslastung reduziert die Aussicht darauf, die steigende Nachfrage auffangen zu können. Nach Berechnungen von SESAR könnten so die operativen Kosten bis 2050 um 50 Prozent steigen.

 

Auf dem Weg zum amerikanischen Szenario?

Angesichts dieses zunehmenden Wettbewerbsdrucks sind zwei Szenarien denkbar: massiv investieren, um an dem wachsenden Markt teilzuhaben, oder fusionieren, um zu überleben. Die zweite Variante ist für uns die wahrscheinlichere, wenn wir die Veränderungen betrachten, die der amerikanische Inlandsmarkt erlebt hat. Dort kam es zu zahlreichen Fusionen“, kommentiert Coface-Economist Guillaume Baqué.

 
In den USA vollzogen sich die Veränderungen, die sich aus dem Federal Airline Deregulation Act vom Oktober 1978 ergaben, in drei ausgeprägten Phasen:

  •  Phase 1: Zunahme der Passagierzahlen durch neue Billigflieger
  •  Phase 2: Seit 2008 Konzentration des Marktes, nachdem immer mehr Anbieter die Profitabilität der Branche verringerten.
  •  Phase 3: Begrenzung der Kapazitäten, um Skaleneffekte zu erzielen, verbunden mit Effektivitätssteigerungen der Verbindungen. Weniger Knotenpunkte und konsequente Ertragsorientierung.

In Europa gab es eine erste Fusionswelle (Air France/KLM, Lufthansa/Swiss Air Lines, British Airways/Iberia, etc.), die erhoffte deutliche Rentabilitätssteigerung blieb aber aus. Eine zweite Fusionsbewegung ähnlich der Phase 2 in Amerika ist wahrscheinlich. Sollten sich neu entstehende europäische Super-Player gegenüber der weltweiten Konkurrenz durchsetzen, zöge das weitere Anpassungen nach sich, so zum Beispiel eine Reduzierung der angebotenen Flugziele und eine Erhöhung der Preise.

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Erich HIERONIMUS

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