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27.05.2013
Länder- und Branchenbewertungen, Kongress Länderrisiken

Globale Präsenz verringert Risiken

Die Teilnehmer der zweite Panel-Diskussion von links nach rechts: Dirk Peltzer, Dirk Retzlaff, Moderator Armin Häberle, Yves Zlotowski.
Wie in einer anderen Welt fühlte sich Yves Zlotowski - zu verschieden sind die wirtschaftlichen Voraussetzungen zwischen Deutschland und Frankreich aktuell.

 

von Gunther Schilling, F.A.Z.-Institut

"Während man in Deutschland überlegt, in welchen neuen Wachstumsmarkt man als nächstes gehen soll, überlegen wir in Frankreich noch, wie wir in den bestehenden Wachstumsmärkten Fuß fassen können. Der Optimismus in Deutschland ist beeindruckend“, betonte Yves Zlotowski, Chefvolkswirt von Coface in Paris, auf dem 7. Kongress Länderrisiken am in Mainz. In Frankreich sei man dagegen ein wenig niedergeschlagen.

In seinem Vortrag zur Entwicklung der weltweiten Länderrisiken wies Zlotowski auf die gefährliche Abwärtsspirale der Sparpolitik in Europa hin. Während Deutschland mit seinem exportgestützten Wachstumsmodell eine Kürzung der Staatsausgaben leichter verkraften könne, litten konsumgestützte Volkswirtschaften wie Spanien und Frankreich unter dem Rückgang des staatlichen Verbrauchs. Trotz relativ hoher Vermögen seien die dortigen Verbraucher angesichts der hohen Arbeitslosigkeit bei ihren Konsumausgaben zurückhaltend. Wegen der schwachen Nachfrage werde nicht investiert, obwohl die Zinsen niedrig seien. Allerdings helfe die expansive Geldpolitik Mario Draghis den unter Anpassungsdruck stehenden Ländern. Die europäische Politik in Zypern hält Zlotowski dagegen für fatal für das Vertrauen in die Euro-Zone, die Politiker hätten aus der Entwicklung in Griechenland nichts gelernt.

Deutsche Unternehmer vor Herausforderungen

Für weltweit exportierende Unternehmen aus Deutschland stellen sich die Herausforderungen eher auf der Angebotsseite. Dirk Peltzer, Director Asia & Africa der Alexander Binzel Schweißtechnik GmbH & Co. KG, und Dirk Retzlaff, Area Manager Südeuropa und Afrika der juwi AG, nannten in der anschließenden Diskussionsrunde als größtes Risiko ihrer Unternehmen das Scheitern des Kostensenkungsprozesses. "Ein noch größeres Risiko ist jedoch, den globalen Wettbewerb nicht anzunehmen", gab Dirk Peltzer zu bedenken. Allerdings seien die Auslandsengagements seines Unternehmens in Indien und China unterschiedlich verlaufen: "Während sich China erfolgreich entwickelte, stießen wir in Indien auf kulturelle Hindernisse bei der Arbeitseinstellung und den Entscheidungsprozessen."

Beide Unternehmensvertreter beklagten die mangelnde Verlässlichkeit politischer Rahmenbedingungen in einigen Auslandsmärkten. So gab es in Bulgarien und Spanien kurzfristige Änderungen in den Einspeisekonditionen für erneuerbare Energien, dem Tätigkeitsfeld der juwi AG: "Wir betrachten das Auslandsengagement wegen der individuellen Marktbedingungen eher als Multilokalisierung denn als Globalisierung", sagte Dirk Retzlaff und kritisierte auch die aktuelle Entscheidung der EU-Kommission, Antidumpingzölle auf chinesische Solarpanele zu erheben: "Das schadet der gesamten Branche und macht die Systeme teurer." Er plädierte für eine Verringerung der Subventionen für erneuerbare Energien.

Infrastrukturschwächen bremsen Wachstum

Mit Blick auf die geringeren Wachstumsraten in einigen Ländern wies Dirk Peltzer auf die unterschiedlichen Branchen hin, in denen das Wachstum stattfindet. Er betonte: "Für einige Bereiche halte ich eine Abschwächung durchaus für sinnvoll." Yves Zlotowski illustrierte diesen Aspekt am Beispiel seines Vortrags auf der Länderrisikokonferenz in Sao Paulo: "In einem luxuriösen Einkaufszentrum fiel während der Veranstaltung der Strom aus. Mit Infrastrukturschwächen ist dort immer zu rechnen. Brasiliens Wachstum ist vom Konsum getrieben, während die Infrastruktur dringend Investitionen braucht."

Dirk Retzlaff warb daher für ein nachhaltiges Wachstum. Doch dies erfordert langfristige Investitionen. Europäische Banken seien bei Investitionen in Krisenländer und langfristigen Finanzierungen zurückhaltend. Yves Zlotowski wies auf die stark wachsenden Kredite japanischer und US-amerikanischer Banken in diesem Bereich hin. "Das Vertrauen in Europa und der europäischen Banken untereinander hat unter der aktuellen Krise gelitten", konstatierte er abschließend.

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