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26.10.2015
Länder- und Branchenbewertungen

Weniger Pleiten in Polen

Weniger Pleiten in Polen

Aus mikroökonomischer Sicht spiegeln die Unternehmensinsolvenzen den Anstieg des Wirtschaftswachstums in Polen wider. Sie fielen 2014 um 5,1 Prozent. Der Trend setzt sich auch im Jahr 2015 fort mit einem Rückgang um 3,3 Prozent im ersten Halbjahr. Das Wirtschaftswachstum betrug im gleichen Zeitraum 3,4 Prozent. Coface prognostiziert einen Anstieg des BIP für Polen um 3,5 Prozent im Jahr 2015 und um weitere 3,4 Prozent in 2016, den höchsten der gesamten Region.

 

"Die verstärkte Wirtschaftstätigkeit in Polen erreicht bereits das erforderliche Niveau, um die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu stabilisieren. Jedoch können bestimmte interne oder externe Risiken die Nachhaltigkeit der positiven Geschäftsentwicklung gefährden, wie etwa die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft. Auch wenn polnische Unternehmen nicht unmittelbar betroffen sind, spüren sie die Auswirkungen auf die Eurozone und insbesondere auf Deutschland, den polnischen Hauptexportmarkt", erklärt Grzegorz Sielewicz, Coface-Economist in Polen.

 

Die Coface-Studie zeigt, dass das BIP-Wachstum jährlich um mindestens 3,1 Prozent steigen muss, um die Insolvenzen von polnischen Unternehmen zu stabilisieren. Der Privatkonsum muss dafür um mindestens 2,9 Prozent pro Jahr wachsen. Beide Voraussetzungen hat die polnische Wirtschaft bereits erreicht. Coface prognostiziert eine anhaltende positive Entwicklung und geht davon aus, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr um 8 Prozent und um weitere 5 Prozent 2016 zurückgehen wird.

 

Die Binnennachfrage ist der stärkste Treiber für das Wirtschaftswachstum in Polen. 60 Prozent des BIPs fielen im letzten Jahr auf den Privatkonsum, der seit Anfang 2014 vierteljährlich um drei Prozent gestiegen ist. Die Konsumenten profitieren von verbesserten Arbeitsmarktbedingungen mit sinkender Arbeitslosigkeit und steigenden Löhnen. Darüber hinaus wird die Kaufkraft der Haushalte durch den deutlichen Rückgang der Ölpreise und die Deflation der Konsumentenpreise unterstützt. Die Branchen, die direkt von der Konsumentennachfrage abhängig sind, profitieren von steigenden Haushaltsausgaben. Andere Branchen wiederum haben weiterhin mit Herausforderungen zu kämpfen.

 

Bau: Aufschwung durch steigende Haushaltsnachfrage

Der Immobilienmarkt zeigt eine positive Entwicklung. Bessere Aussichten am Arbeitsmarkt führen zu einem Anstieg der Privatkäufe, da das historisch gesehen niedrigste Zinsniveau diese besonders attraktiv macht. Dennoch bestätigen Zahlungserfahrungen, dass einige Unternehmen noch immer unter den vergangenen schwierigen Zeiten leiden. Der beträchtliche Rückgang der Baustoffpreise führt dazu, dass viele Produzenten dieser Materialien Insolvenz anmelden mussten.

 

Kunststoff: Gegensätzliche Trends innerhalb der Branche

Die Insolvenzen von Herstellern von Gummi- und Kunststoffprodukten sind im ersten Halbjahr 2015 um 100 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung scheint eher überraschend, da in dieser Branche ein positiver Trend erkennbar war, wie beispielsweise die steigende Nachfrage und der Einbruch der Ölpreise, dem wichtigsten Rohstoff dieser Industrie. Jedoch hat der deutliche Preisanstieg von Polyethylen und Polypropylen negative Folgen auf die kunststoffverarbeitende Industrie.

 

Transport: Stark abhängig von der Auslandsnachfrage

Um 28 Prozent stieg die Anzahl der Insolvenzen von Transportunternehmen in der ersten Jahreshälfte 2015 im Vergleich zum Vorjahr. Der Transportsektor hatte mit weniger Aufträgen auf seinen östlichen Routen zu kämpfen, die unter anderem unter dem russischen Embargo leiden. Diese Ziele waren für die Unternehmen oft profitabler als jene der Eurozone. Darüber hinaus haben die Diskussionen über die Vorschriften der Mindestlöhne polnischer Lkw-Fahrer in Deutschland bereits negative Auswirkungen auf polnische Transportunternehmen, da Deutschland zu einem der wichtigsten Märkte für diese Branche zählt. 

Kontakt


Erich HIERONIMUS

Pressesprecher
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